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Video-Journalismus


Offene Fragen treffen auf geschlossene Lippen

Offene Fragen treffen auf geschlossene Lippen

Begonnen als ausgelassene Party im geschlossenen Binz-Areal, endete der Event auf offener Strasse im Chaos.

Zürich. Aus den offenen Hallen des Binz-Areal dringt leises Hämmern. Niemand ist zu sehen. Im hinteren Teil des Areals sitzen zwei Mitglieder der Familie Schoch beim Feierabend-Bier auf der Treppe eines Bauwagens. Darin kniet eine junge Frau und arbeitet mit der Feile an einem Werkstück.

Zu den Ereignissen vom 2.März sagt einer der beiden Männer: „Wir wollten das nicht, wir wollten nur eine Party machen. Die Ausschreitungen gingen von anderen aus“. Sie hätten nicht eingeladen zur Party. Es hätte jeder kommen können. Er meinte noch, die Familie Schoch sei naiv gewesen. Wollte dies aber nicht näher erläutern. Direkte Massnahmen durch die Stadt nach den Ausschreitungen gäbe es bisher nicht. Ihre Situation sei in Folge aber gewiss nicht einfacher.

Was war passiert in der Nacht des 2.März.

Geplant war eine Party in den Hallen des besetzten Binz-Areals. Zum Programm gehörte ein nicht bewilligter Umzug als „Street-Parade-Parodie“. Eigens für diesen Event hatten Mitglieder der „Familie Schoch“, die Hausbesetzer des Binz-Areals, 18 motorisierte Vehikel gebaut, als rollende Disco.

Fast 1000 Partyfreaks waren zu dem Event gekommen. Tanzen und ausgelassen feiern, wollten sie. Vor Mitternacht forderten die Organisatoren die Gäste auf die Party als Umzug in den Strassen fortzusetzen, mit dem Aufruf „Binzmotors präsentiert die Rollerdisco“. Der Tross setzte sich in Richtung Kreis 3 in Bewegung. Die rollende Disco mit Liveband sorgte für Stimmung. Die Partygäste tanzten bei lauter Musik durch die Strassen, begleitet von knallenden Feuerwerkskörpern.

Doch dann kam es im Bereich der Wache Wiedikon zu ersten Ausschreitungen. Häuser wurden besprayt, Fenster eingeschlagen, Autos und Container angezündet und eine Coop-Filiale geplündert. Die Einsatzkräfte der Polizei begegneten den Randalierern mit Tränengas, Wasserwerfern und Gummischrot. Doch stoppen konnte sie die „Menschenwalze“ nicht. Es war ein irrwitziges nebeneinander von tanzenden Partygästen und einer Gruppe erstaunlich gewalttätiger Chaoten, wie Augenzeugen berichteten. Dabei nutzten die Chaoten den Schutz der Masse, um dem Zugriff der Polizei zu entgehen. Nach massiver Konfrontation mit der Polizei löste sich das Spektakel aus Gewalt und Party gegen zwei Uhr auf. Die Menschenmasse zog sich in das Binz-Areal zurück. Geblieben ist ein Sachschaden, der auf ca 1,5 Mio Franken beziffert wird.

Aggression und Sachbeschädigung

Die Familie Schoch war bisher nicht als gewalttätig aufgefallen. Die Hintergründe dieser Aktion bleiben offen. Ob die Ausschreitungen im Vorfeld durch die Organisatoren geplant, oder eine kleine, geschlossene, radikale Gruppe sich verselbständigt hat, bleibt ebenfalls offen.

Eine Gruppe aus Bern sei extra mit dem Zug angereist und Hardcore-Fussballfans seien ebenfalls unter den Demonstranten gewesen, so Daniel Leupi, Leiter des Polizeidepartement. Woher diese Erkenntnisse stammen, gibt er aber nicht preis. Wurden doch keine Demonstranten in Gewahrsam genommen.

Gesichert ist die Tatsache, dass die Familie Schoch Kontakte zum „Revolutionären Aufbau“ hat, die auch eine Gruppe in Bern hat. Diese nahmen in der Vergangenheit auch an Demos fürs Binz-Areal teil. Die Gruppierung „Revolutionärer Aufbau“ gilt als militant und in sich geschlossen. Doch über die Verantwortlichen für die Ausschreitungen schweigt auch das Familie-Schoch-Mitglied auf der Bauwagentreppe.

Die politischen Parteien verurteilten die Krawalle vom 2.März und fordern wieder Massnahmen, so wie sie es bei derartigen Unruhen seit mehr als 40 Jahren tun, seit dem Globus-Krawall und den Opernhauskrawallen.

Hausbesetzerszene als Subkultur

Die seit Jahrzehnten existierende Hausbesetzerszene liess eine eigenständige Subkultur entstehen. Ihr Wunsch nach offenen Lebensformen, Selbstbestimmtem Leben, Freiraum steht ihrem geschlossenen, abgegrenzten, zur autonomen Zone erklärten Lebensraum konträr gegenüber.

Künstler, Schauspieler, Musiker, Handwerker finden in den besetzten Arealen eine „Heimat“, einen Lebens- und Schaffensraum. Alternative Kunstbühnen sind entstanden. Diese Szene machte die Stadt attraktiver, lebendiger, gibt ein anderes Flair.

Das besetzte Binz-Areal und die Hausbesetzerszene haben es sogar als Touristenattraktion in den Marco-Polo-City-Atlas geschafft.

Auch das Kulturressort erkannte die hippe Szene als Motor eines alternativen Kulturschauplatzes. Ob sich diese Subkultur etabliert und künftig eine Ueberlebenschance hat oder auf das Ende ihres Lebenszyklus zugeht, muss sich zeigen.


Heimatgefühle in Steckborn

500 Besucher geniessen in familiärer, entspannter Atmosphäre die 1.August Feier in Steckborn – im Festzelt, auf der Liegewiese oder am respektive im Wasser. 

Steckborn. Die 1. August Feier ist gelebte Heimat Schweiz, ein Miteinander in der Gemeinschaft. Doch sie steht auch für die Individualität in der Gemeinschaft und die Vielfalt.

Bei der diesjährigen 1.August-Feier ist keine Redner-Prominenz aus der Politik aufgeboten. Drei Einwohner von Steckborn erzählen, warum sie in Steckborn hängen blieben.  Für die Rednerin Ilona Rothfuchs war das Schloss Glarisegg Liebe auf den ersten Blick, Steckborn die Liebe auf den zweiten Blick. Sie ist Mitgründerin des <<Gemeinschaftsprojektes Schloss Glarisegg>>, einem Zentrum für Kunst und Kultur. Sie ist begeistert vom Charme des Städtchens. Hier habe sie eine Heimat und Berufung gefunden.

Janos Buchwardt, Kulturjournalist, hat sich bewusst für seinen Wohnort Steckborn entschieden. Er sei nicht hängen geblieben, ganz im Gegenteil. Und er sei stolz auf seinen neuen Heimatort.

Der dritte Redner, Robin Dierauer, stammt aus St.Gallen. Vor 32 Jahren kam er mit seiner Familie nach Steckborn. Mittlerweile lebt er in Saudi-Arabien, bedingt durch seinen Beruf. Doch Steckborn, die Landschaft, der See sei seine Heimat geworden und geblieben. Wenn immer möglich tauscht er die karge Wüstenlandschaft gegen die Beschaulichkeit des Untersees.

Die 1-August-Feier stand im Zeichen von 700-Jahre-Stadt-Steckborn. Das Tagesprogramm begann mit einem ökumenischen Gottesdienst Danach offerierte die Stadt Kaffee und Gipfel zur Unterhaltung durch die Stadtmusik. Es folgte die Jungbürgerfeier und ein Konzert von Danny Concannon und Jackie Benz. Die Feier endete mit Fackel- und Lampionzug sowie dem Feuerwerk am See.


„Las Vegas“ zum Schulschluss

160 Schüler und 22 Lehrer der Feldbachschule feiern mit 300 Gästen das Jahresschlussfest mit Musik, Show und Unterhaltung.

Steckborn. Tanzshow, Musik, Gaumenfreuden und ein bisschen Glücksspiel. <<Las Vegas>>  lautet das Motto des diesjährigen Schlussfestes der Feldbachschule.  Der Eröffnungsauftritt des Schulchors sorgt gleich für Stimmung. Dieser Chor sei musikalisch herausragend, erklärt Schulleiter Hans-Jürg Angst. Der Chor hat eine CD aufgenommen, die am Tag des Schulfestes vorliegt. Ende Juni veranstaltete der Chor zwei Anlässe für Strassenmusik in Konstanz, sagt Angst.

Jede der drei Sek-Abschlussklassen hat eine Band zusammengestellt. Während des ganzen Schuljahres fanden zweimal wöchentlich Proben statt. Dies fördere neben der musikalischen Ausbildung auch die soziale Kompetenz und das Miteinander, sagt Schulleiter Angst. Als Band Wehrli, Band Silvestri und Band Schalch gestalten sie das musikalische Abendprogramm.

Stadt des Glücksspiels

Zu <<Las Vegas>>  gehört auch ein kleines, risikoloses Spielchen am Black-Jack- oder Poker-Tisch ins Rahmenprogramm. Das gibt einen kleinen Nervenkitzel. Wer kein Glück im Spiel hat, dem bleibt das Erinnerungsfoto in der <<Las Vegas>>- Wedding Chapel.

Schüler organisieren allein

Rings um das Festareal stehen Stände mit Leckereien. „Alles wurde heute in der Schulküche frisch produziert“ sagt Lehrerin Heidi Sauter. Die Schüler hätten alles selbst konzipiert, organisiert, eingekauft und gebacken.  Der Erlös aus dem Verkauf gehe dieses Jahr an das Heim für behinderte Jugendliche in Homburg, sagt Schulleiter Angst.

Den Höhepunkt des Abends bildet die <<LAS-VEGAS>>- Tanzshow mit Lichteffekten und Bühnenfeuerwerk. Die Inszenierung des Schulchores begeistert das Publikum.  Mit viel Engagement präsentieren die 160 Schüler ein gelungenes Fest zum Schulschluss. Zudem brachte die Veranstaltung das kooperative und konstruktive Miteinanders zwischen Schülern und Lehrerschaft zum Ausdruck.


Ein Treffen abseits der Bürotische

Die Pressefahrt der Stadt- und  Gemeinderäte auf der Hörifähre unterstreicht die gute Zusammenarbeit der Gemeinden am Untersee. In geselliger Runde erörtern 65 Teilnehmer Themen zu Tourismus und Gemeindearbeit.

Steckborn. Wenn man sich zur Pressefahrt trifft, hiesse dies, der Sommer habe begonnen, so Roger Forrer, Stadtamman von Steckborn. Der jährliche Anlass ist Auftakt  des Fährbetriebs der Hörifähre zwischen den Unterseegemeinden.

Es ist eine freundschaftliche Begegnung der Stadt- und Gemeinderäte, sowie Vertreter der Tourismusorganisationen vom Untersee. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Tourismus funktioniere hervorragend, meint Uwe Eisch, Bürgermeister von Gaienhofen.

Dieses Jahr startet die Fahrt in Steckborn. Die Hörifähre legt ab in Richtung Berlingen. Es ist windig, leichter Regen setzt ein. Der Blick schweift vom See her über die Orte, die sanften, bewaldeten Hügel. Die Worte von Otto Dix wirken nachhaltig: „ Mein Gott, ist das zum Kotzen schön“.

 Wie zu Dix´s Lebzeiten

Das neu renovierte Otto-Dix-Haus ist das Ziel dieser Fahrt. Hemmenhofen, Dix´ Wahlheimat seit den 1930-er Jahren, profitiert von diesem touristischen Juwel. Doch ein Juwel hat auch seinen Preis. Insgesamt zwei Millionen Euro investierte die Otto-Dix-Haus Stiftung e.V. für Kauf und Renovation. Das Dix-Haus sei im Originalzustand jener Zeit restauriert, als die Familie Dix hier lebte, erklärt Uwe Eisch. Die Farbschichten seien von den Wänden abgetragen worden, bis die Farbe der 30-er Jahre zum Vorschein kam.  Zwei Art-Deco Clubsessel von Dix stehen nun wieder am alten Platz vor dem Kamin. Sie sind im Originalzustand restauriert, nachdem sie in einem Konstanzer Billiardsalon gefunden wurden. Anne Overlack vom Föderverein Dix-Haus gibt eine kurze Retrospektive über Leben und Wirken des Malers, dessen Bilder bei Auktionen Preise in 2-stelliger Millionenhöhe erzielen.

Tourismus braucht Anschub

Steckborn richtet das diesjährige gemeinsame Abendessen aus. Roger Forrer begrüsst die Teilnehmer und dankt allen Organisationen für ihre Arbeit in der Tourismusförderung. Der Tourismus sei ein wichtiger Wirtschaftszweig der Region. Trotzdem stelle sich die Frage, ob zu viel oder zu wenig für den Tourismus getan werde.

Der Verband Schweiz Tourismus hat eine Broschüre <<Die 45 besten Tipps für Urlaub in der Schweiz>> veröffentlicht. Darin sei keine einzige Gemeinde der Ostschweiz aufgeführt, sagt Forrer. In dieser Broschüre höre die Schweiz kurz nach Luzern auf. „Es gibt grossen Nachholbedarf. Jammern bringt nicht viel“, meint Forrer. Für die Ostschweiz bedeute dies, daraus lernen und künftig besser machen.


Mit dem Boot vor das Festzelt

Die Stimmung am Segler- und Sportfischerfest in Ermatingen war ausgezeichnet. Die Besucher nahmen das Hochwasser locker und entspannt. Mit jedem Zentimeter des Wasserpegels stieg auch die Festlaune. 

Ermatingen. Zum Wasser hin schützt eine Reihe Hohlblocksteine das Festareal. Die Besucher behalten auch bei Wellengang trockene Füsse. Das Kursschiff legt über den Köpfen der Festgäste an. Eine ungewöhnliche Perspektive. Das Hochwasser gibt dem Segler- und Sportfischerfest eine zusätzliche Beschaulichkeit und Gemütlichkeit. Denn das Wasser drängt alle ein bisschen zusammen.

Neun Segler am Match Race

Im Rahmen der Festveranstaltung trägt der Ermatinger Segelclub (ESC) ein Laser Match Race aus. Zum Segelplausch sind Clubs der umliegenden Gemeinden eingeladen. Neun Teilnehmer gehen an den Start. Match-erfahrene Segler wie Pius Kornmeier aus Salenstein gehen ins Rennen. Die Spanierin Sarah Fortea vom Sailing Club Castellon gibt der Konkurrenz ein internationales Flair. Aber auch Nachwuchssegler stellen sich dem Wettbewerb: Sofie Dransfeld und Kira Boudenberger von der ESC-Jugend und Benny Wieland, Jugendsegler-Steckborn.

Das Race wird nach dem Round-Robin-Prinzip ausgetragen, jeder-gegen-jeden. Insgesamt 36 Einzelrennen bestreiten die Konkurrenten. Trotz Plausch-Race kämpfen die Segler hart am Wind um jeden Zentimeter Bootslänge. Siegerin wird Sarah Fortea. Sie hat acht Einzelrennen gewonnen. Fortea ist eine erfahrene Seglerin. Sie war vor zwei Jahren Mitglied der B-Crew des United-Internet-Teams beim America´s Cup.

Ihr Siegerpreis: eine Flasche Champagner, viel Spass und die obligatorische Siegertaufe. Das bedeutet: die Mitsegler werfen die Erstplatzierte in den See.

Jeder hat seinen Plausch

Roger Saameli, Regattaleiter, ist sehr zufrieden: „Wir hatten einen guten Wind vom Start bis zum Ende“. Bei allen Teilnehmern stünden die Freude am Segeln und das sportliche Miteinander im Vordergrund. Erfreut ist Saameli auch über die Teilnahme der Seglerjugend. „Der ESC bietet dem Seglernachwuchs freitags von Juni bis August Trainingseinheiten an“. Derzeit habe die Jugendabteilung 22 Mitglieder.

Auch Jörg Singer, Präsident des ESC, ist mit dem Fest zufrieden. An beiden Tagen werden insgesamt 2000 Besucher erwartet. Die Leute aus dem Dorf seien zahlreich gekommen. „Man trifft Freunde. Es ist ein sehr familiäres Fest, eine schöne Ambience. Nicht einmal das Hochwasser stört“, sagt Singer.  Der Präsident des Sportfischervereins, Herbert Ruckstuhl,  kümmert sich während der beiden Festtage  engagiert  um das leibliche Wohl der Besucher. Er sei ein guter Hobbybeizer, meinte ein Vereinskollege.


Pilgern auf der Steckborner Kunstmeile

Zum grossen Steckborner Stadtjubiläum boten 23 Künstler am Wochenende einen Kunstweg durch die Altstadt. Rund 1200 Besucher liessen sich den einmaligen Kunstanlass nicht entgehen. 

 

Steckborn. Durch die beschauliche Altstadt bis hin zum Yachthafen pilgern Kunstfreunde.  Auf ihrem Weg zu den Galerien, Ateliers, Gewölbekellern helfen Lageplan und Wegweiser bei der Orientierung. Diese führen die Besucher durch das breite Kunstspektrum der 23 ausstellenden Künstler – alle mit persönlichem Bezug zu Steckborn. Der Kunstweg, ein Event im Rahmen der 700-Jahrfeierlichkeiten, stellt Werke von Künstlern aus, die in Steckborn geboren, aufgewachsen oder wohnhaft sind.

Dieses besondere Angebot lockte am Wochenende insgesamt 1200 Besucher an, schätzt Mitorganisator Rolf Müller. Viele seien von auswärts gekommen. «Die Resonanz der Aussteller am Sonntagnachmittag war sehr positiv bis begeistert.»

Kunst zu de Lüet

Steckborn bietet eine vielfältige Kunstszene. Es gibt fünf Galerien, mehrere Kunstateliers und auch die Kombination zwischen Galerie und Gastronomie. Doch blüht die Kunstszene etwas im Verborgenen. „Für viele gibt es eine Hemmschwelle eine Galerie zu betreten. Weil es vielleicht elitär oder abgehoben sei“, glaubt Walter Wild, Mitorganisator und Galerist. Dabei sei es die Aufgabe der Galerien Kunst zu vermitteln: „Kunst zu de Lüet“.

Die Organisatoren sehen den Kunstweg somit auch als eine dauerhafte Einladung. „Die Atmosphäre ist locker, einfach überall hineingehen und mit den Künstlern reden können“, ist die positive Resonanz der Besucher.

Aber auch die Künstler suchen den Dialog. So erzählt Hermann Ochsner von der Galerie Ox-Art, seine frühen Werke seien teilweise als provokant empfunden worden. Das Kunstspektrum auf dem Kunstweg ist vielfältig: Skulpturen aus Marmor von Veronika Dierauer, grossformatige Bilder komponiert aus St. Galler Spitzen von Ueli Blaser, Gebrauchskunst aus heimischen Apfel- und Birnbaumholz von Henrike Straden. Gabriela Berardis Bilder mit eingearbeitetem Elektro- und Computerschrott bilden einen Kontrapunkt zu den lieblichen Lavendellandschaften Cony Kaspars.

Kunst sogar im Cafe

Am Ende des Kunstweges kann der müde Pilger bei Kunst und Genuss entspannen, im Art-Cafe Inkognita. Leute unkompliziert zur Kunst holen, ist dabei Absicht. Die Hemmschwelle zur Kunst sei in dieser Kombination deutlich niedriger, meint Catherine Pagnoncini, Künstlerin des Hauses.

Die Region am Untersee blickt auf eine lange Tradition als inspirierender Ort für Kunstschaffende zurück. Die positive Grundeinstellung und das Engagement der Stadt Steckborn gegenüber Künstlern wirke nachhaltig für den Erhalt dieser Tradition, so die Organisatoren des Kunstweges.

Der Kunstweg bot auch ein Gewinnspiel. Es winken Preise vom Champagner bis zum Gemälde. Mitorganisator Wild setzt noch ein Schmankerl obendrauf: ganz traditionell, eine Fahrt mit der Fischergondel über den Untersee, vor der Kulisse von Steckborn. Sofern es der mutige Gewinner mag.


Viel Erotik für einen Garten

„Das Freudenhaus“  war eine Benefizaufführung  zugunsten des Adolf-Dietrich-Gartens. Die Inszenierung in erotischer Atmosphäre begeisterte das Publikum.

Berlingen. Das verwinkelte Treppenhaus schimmert in schummrigem, rotem Licht. Die Freudenmädchen stehen in ihrer spärlichen Kleidung in den Ecken und auf den Emporen. Bewegungslos, stumm, ohne Mimik schauen sie auf die Gäste. Die Atmosphäre eines Bordells um 1900 ist spürbar, fast zu realistisch.

Besucher werden zu Akteuren

Diese Szene ist der Beginn der Aufführung  „Das Freudenhaus“  nach einer Novelle von Guy de Maupassant. Schon während des Gangs zum Theatersaal ist der Besucher inmitten der Inszenierung. Die Handlung erleben, nicht nur zuschauen. Den Besucher integrieren ist die Philosophie des Theaters „Jetzt“, das das Stück aufführt. So wird kurzerhand der eine oder andere Besucher aufgefordert, eine kleine Rolle zu übernehmen, die des Bäckers, Fischers oder des Bankiers. Hautnah erlebt der Besucher die teils amüsante, teils tiefgründige Handlung um die fünf Freudenmädchen mit.

Der Erzähler, Oliver Kühn, führt durch die Handlung und schildert das Geschehen um die fünf Damen auf ihrer Reise in die ländliche Normandie zu einer Erstkommunion bei einem Verwandten. Er entführt die Besucher in die Epoche um 1900. Dieses Ambiente lassen die fünf Darstellerinnen im Saal spürbar werden. Sie agieren inmitten des Publikums und der vollbesetzte Theatersaal wird zur Bühne. Die 110 Besucher werden Teil der Inszenierung und machen auch bereitwillig mit.  Es ist eine andere Form des Theaters, das den Besucher aktiv in das Geschehen einbezieht. Die kurzweilige, amüsante Vorstellung wird vom Publikum mit viel Beifall honoriert.  

Erlös für Aktionskomitee pro-Dietrich-Garten

Die Aufführung im Saal des Restaurants „Hirschen“ ist eine Benefizveranstaltung zugunsten des Unterhaltes des Adolf-Dietrich-Gartens. Anlass für Initiator Oliver Kühn vom Theater „Jetzt“ war das Rundschreiben der Thurgauer Kulturgesellschaft mit einem Spendenaufruf für den Garten. Lisa Kull, Leiterin des Ressort Kultur der Gemeinde Berlingen, nahm den Vorschlag gerne an. Sie sei froh gewesen, wieder einen anspruchsvollen Theaterevent in Berlingen zu haben, zudem für einen guten Zweck. Aus dem Erlös des Abends fliessen zwei Drittel in den Unterhaltsfond des Adolf-Dietrich-Gartens, den Rest erhält das Theater „Jetzt“ als Unkostenbeitrag.


Flotte Lieder und lockere Satire

Der Männerchor Berlingen und Raperswilen hat  ein abwechslungs-reiches Abendprogramm  geboten. Das Motto des Abends war ein Versprechen.

Berlingen. <<Da muesch gseh und ghört ha>> war Motto und Versprechen der Abendunterhaltung der Männerchöre Berlingen und Raperswilen. Den Melodienstrauss begann der Chor  mit „Das klingt so herrlich“ aus Mozart´s  Zauberflöte und begrüsste mit diesem Lied seine Gäste musikalisch.

Der Reigen beschwingter Lieder, sei eigentlich auf den Frühling abgestimmt. Doch aus dem dargebotenen Lied „Frühlingsboten“ werde nun ein Frühlingsruf, scherzte der Vereinsvorsitzende Emil Spiess in seiner Eröffnungsansprache an die 180 Gäste. Auch wenn der Frühling in Kälte verharrte, konnten doch die Lieder die Herzen der Besucher erwärmen. Beim Gassenhauer „ Da cha nu Liebi si“ gab es die eine oder andere spontane Umarmung oder ein kleines Küsschen für den Partner und die Partnerin. Der „Zottelmarsch“ sollte der beschwingte Abschluss des ersten Teils des Abendprogrammes sein. Doch die Zuschauer verlangten nach Zugabe.  Der Chor bedankte sich mit dem Lied „Bajazzo“.

Feigenwinter erklärt die Krisen

Die Krise, ob Euro-Krise oder Polit-Krise in Italien, war das Thema der Satire von Emil Spiess. In der Figur des Dr. Hieronimus Feigenwinter, erläuterte er dem Publikum auf humorvolle Weise, dass sich mit Krise alles entschuldigen liesse, was aus dem Ruder gelaufen sei. Ein Seitenhieb gab es auch für die Nachbarin „Angela“. Sie sei für den Euro, was die Mutter Helvetia für die Schweiz sei. Des krisengeschüttelten Italien und der bevorstehenden „Berlusconi-Renaissance“ nahm sich Feigenwinter ebenso an wie des bedauerlichen Mitgliederschwunds bei den Chören. Dies sei eben auch eine Krise. Das Publikum bedankte sich mit viel Applaus für die heitere Sichtweise der Krisen.

Einen musikalischen Kontrapunkt zum Männerchor setzte die A-Capella-Gruppe „Maul-Wurf. Eine Elvis-Parodie sorgte für fetzige Rock-n-Roll Stimmung. Lieder aus den 1960-ern und 70-ern, wie „Mama-Lou“, “Boy from New York City“, das Sklavenlied  „Homeless“ und „Wonderful World“, brachten das Publikum zum Mitklatschen und Rocken.  

Das Motto erfüllt

Der Männerchor hat mit seinem Pogramm sein Versprechen eingehalten. Es war eine abwechslungsreiche, humorvolle und musikalisch gelungene Veranstaltung. Durch ihre stimmlich und melodische Zusammensetzung seien die Lieder des Chores sehr anspruchsvoll gewesen, sagt Spiess.


Auch Künstler sind nur Menschen

Vier Thurgauer Künstler stellten bei Yvonne Kasper im Wandersalon 1248 in Steckborn aus. Sie sprachen über ihre Arbeit, ihre Motivation und Schwierigkeiten – ganz privat.

Steckborn. Yvonne Kasper lud drei Thurgauer Künstler zu einer gemeinsamen Ausstellung in ihr Atelier. Im Rahmen des Art-Savour-Wandersalons 1248 geben alle zwei Monate vier Künstler Einblick in ihr Schaffen. Am Samstag sprachen sie mit Besuchern über ihre Kunst und ihre Motivation.Sie gaben Einblicke in ihre Arbeitstechnik und die Entstehung ihrer Werke.

Brennen statt malen

Malen mit dem Lötkolben anstatt dem Pinsel. Das ist Brandmalerei, die üblicherweise auf Holz, Leder, Pappe ausgeführt wird. Yvonne Kasper sei die einzige Brandmalerin Europas, die ihre Motive in Stoff brennt, sagt sie. Vorwiegend Leinen und Baumwolle dienen als Grundlage. Tiere, Pflanzen, Landschaften und Porträts werden dabei sehr naturalistisch in den Stoff gebrannt. Doch die Stoff-Brandmalerei ist eine vergängliche Kunst. Durch die aufwendige Rahmung mit Museumsglas versucht die Künstlerin ihre Werke zu konservieren. 

Die Bilder von Roland Stieger aus Bischofszell sind abstrakt und intuitiv. Dabei benutzt er die verschiedensten Materialien, vom Goldstaub bis zum Putzlappen. Was ihn bewegt und inspiriert, setzt er in emotionsstarke, farbintensive Bilder um. Dabei kann allein die Farbkomposition zum Motiv werden. Stieger ist es wichtig, dass der Betrachter seine eigenen Empfindungen aus der Kraft der Farben, den Formen schöpft. Seine Frau sei seine strengste Kritikerin. Manchmal meine sie: “Das kannst du gar nicht machen“. Doch dann mache er es teilweise noch extremer. 

Kunst braucht Ideen. So entstand aus einem Gemälde von Sabine Behnke durch eine spezielle Technik der Firma Living Waters ein sich bewegendes Bild. Je nach Standpunkt des Betrachters bewegt sich das Motiv in verschiedene Richtungen. Die Künstlerin aus Steckborn würde diese Technik gerne bei der Produktion von Gebrauchsgegenständen wie Möbel nutzen. Unter dem Motto: Kunst gestaltet den Lebensraum. 

Die Kunst vernetzen

Virtuelle Welten, am Computer animiert und den Momentausschnitt ins Bild projiziert. Dabei ist das Detailmotiv so nah dargestellt, dass es seine Identität verliert. So erläutert Albert Hotz aus Frauenfeld seine Werke.  Wasserspiegelungen und Lichtreflexe sind die dominierenden Motive.

Irene Varga, Mitgründerin der Online-Kunst-Plattform, sagt: „Künstler zu vernetzen und Kunst zu vermarkten ist das Ziel von Art-Savour“.

Ausstellungen in Cafes, Restaurants, Galerien ist ein Weg sowohl für Stieger als auch für Hotz ihre Werke dem Publikum bekannt zu machen. Hotz verarbeitet zudem seine Sujets zu Briefmarken. Kasper geht ins Emmental und eröffnet dort ein Tagescafe mit Kunstausstellung.


Ein Nachmittag mit Bond

Nicht James Bond, sondern Andrew Bond verzauberte die Kinder in Steckborn. Der bekannte Kinderlieder-Macher trat in der katholischen Kirche auf.

 Steckborn. Es ist ein ungewohnter Lärm in der katholischen Kirche Steckborn. Etliche Kinder haben sich vor der Treppe zum Altar versammelt. Sie sind voller Erwartung. Ein Mann in Jeans, Strickjacke und Turnschuhen huscht zum Keybord vor dem Altar und spielt die ersten Töne. Alle verstummen. Andrew Bond beginnt sein Konzert und zieht die Kinder sogleich in seinen Bann. Er begrüsst das Publikum mit einem „hallo Chind, hallo Vätere und hallo Müettere“.

Seine Bühnenausstattung vor dem Altar ist minimalistisch. Ein Keybord, eine Gitarre, ein Hocker ist alles was Bond braucht. Seine Vorstellung lebt von seiner Person. Er gestaltet sie aktiv, lebendig, pantomimisch. Es ist eine Art Animation mit der er das Publikum, Kinder und Erwachsene, in seine Vorstellung einbezieht. Es beginnt mit dem Lied „3x Bein, 3x Knie, 3x Bauch, …“. Gross und Klein klopft sich auf die besungenen Körperteile und singt mit.

Auf  musikalischer Weltreise

Andrew Bonds Texte haben die Jahreszeiten, Tiere, fremde Länder zum Thema. In seinen Liedern erzählt er Geschichten für Kinder, und Erwachsene ebenso. Er nimmt sie mit auf eine musikalische Weltreise in mehreren Sprachen.  Besonders lustig für alle ist, dass sie in einer Sprache singen dürfen, die nur wenige können: nämlich „Züri-Duetsch“. Die musikalische Reise endet nach dem Besuch bei der „brüllenden Affenbande“ mit der fröhlichen Rückreise übers Meer. Der Abschluss ist fast so, wie der Anfang mit „3x Bein, 3x Knie, 3x Po …“. Heftig wehrt sich Gross und Klein gegen ein Ende der Vorstellung und verlangt nach Zugabe.

Kirche voll Leben

In der sachlichen, schlichten Kirche verbreitete sich eine fröhliche, lebhafte, gelöste Stimmung. Andrew Bonds Lieder beinhalten die Botschaft: gute Laune. Gute Laune und eine Kirche voller Leben hatten sich auch die Veranstalter, die katholische Kirchengemeinde, gewünscht, sagt Judith Brüllhardt, Seelsorgerin der Gemeinde.

 „ Meine Liederkultur ist eine Beteiligungskultur“, sagt Andrew Bond. Er bezieht das Publikum in sein Programm ein und beteiligt es daran. Den Ablauf einer Vorstellung bereite er immer vor, aber meist entstünde dann beim Konzert viel Improvisation durch und mit dem Publikum, sagt Bond.

Anschliessend signiert er noch geduldig seine verkauften CDs und gibt Autogramme. Für jeden hat er dabei noch ein nettes Wort.

Abt Martin Werlen zu Besuch

Das Andrew-Bond-Konzert fand im Rahmen der diesjährigen Feierlichkeiten zum 50-Jahr-Jubiläum der katholischen Kirchengemeinde Steckborn statt. Die Seelsorgerin freut sich auf die nächste Veranstaltung im April . Dann wird Abt Martin Werlen aus Einsiedeln zu Gast sein.